Neues bei Herbiziden und Fungiziden
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Zuletzt kamen zwar neue Mittel auf die Liste der auf Rasenflächen einsetzbaren Pflanzenschutzmittel (PSM), in deren Zulassung ist jedoch ihre Einsetzbarkeit auf wenige, spezifische Rasenflächen beschränkt. Nach der im "Greenkeepers Journal" Nr. 3-2021 vom Deutschen Golf Verband (DGV) veröffentlichten Liste dürfen auf Golf- und Sportrasenflächen sieben Fungizide (gegen Pilzkrankheiten an Rasengräsern) und fünf Herbizide (gegen zweikeimblättrige Unkräuter) gespritzt werden. Dazu kommen - abseits dieser Liste - zwei Insektizide gegen Erdraupen und zwei Wachstumsregulatoren sowie mehrere Glyphosatprodukte zur Kulturvorbereitung. Zudem gibt es eine Reihe von Kombipräparaten aus Rasendünger und herbiziden Wirkstoffen zum Streuen.
Bei den Herbiziden zur Spritzanwendung gibt es nur wenig Entwicklung. Wir haben Banvel 480 S mit dem Wirkstoff Dicamba, die drei baugleichen Produkte Dicotex, Loredo Quattro und Compo Rasenunkrautvernichter Banvel Quattro, die alle die vier bekannten alten Wuchsstoffe 2,4-D, MCPA, Dicamba und Mecoprop-P enthalten. Alle drei Mittel dürfen auf §-17-Flächen nur mit der Rückenspritze ausgebracht werden und besitzen ein breites Wirkungsspektrum, auch gegen Problemunkräuter.
Besonderheiten bei Herbizid Haksar Ultra
Mit Haksar Ultra 260 EW gibt es ein neueres Herbizid. Es enthält die Wirkstoffe MCPA sowie die jüngeren Wuchsstoffe Clopyralid und Fluroxypyr. Im Gegensatz zu den zuvor genannten drei Mitteln darf dieses ausschließlich mit der Feldspritze ausgebracht werden. Die Erfahrungen damit sind gut. Aufgrund vorläufiger Zulassungen und der Tatsache, dass die Zulassungssituation der Wirkstoffe ebenfalls immer wieder überprüft wird, hat auch Haksar Ultra, wie viele andere Produkte mit mehreren Wirkstoffen, eine relativ kurze Befristung der Hauptzulassung. In der Regel ist bei diesen neuen Produkten mit einer kurz befristeten Verlängerung der Hauptzulassung zu rechnen – wie gerade bei BANVEL 480 S zu beobachten, dessen Zulassung gerade wieder für zwei Jahre bis Ende 2023 verlängert wurde.
Haksar Ultra hat als junges Herbizid bereits Beschränkungen im Anwendungsgebiet durch die Zulassung erfahren. Diese ist bei „Zierpflanzen – Rasen“ rein auf „Funktionsflächen auf Golfplätzen“ und „Sportplätze“ beschränkt. Andere Rasenanwendungen sind nicht zugelassen. Zudem muss mit dem Mittel bereits 5 m Mindestabstand von Nachbarflächen eingehalten werden. Haksar Ultra gehört zu den ersten PSM, die im Rasen verwendet werden dürfen, die Auflagen zu „Nachfolgearbeiten“ für das Pflegepersonal vorgeben. So die Auflage SF276-28RA, wonach „sicherzustellen ist, dass bei Nachfolgearbeiten/Inspektionen mit direktem Kontakt zu den behandelten Pflanzen/Flächen innerhalb von 28 Tagen nach der Anwendung in Rasen lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk sowie Schutzhandschuhe zu tragen sind“. Die Auflage SF278-2RA gibt vor, dass „sicherzustellen ist, dass die Arbeitszeit in den behandelten Kulturen innerhalb von zwei Tagen nach der Anwendung in Rasen auf maximal 2 h täglich begrenzt ist. Dabei sind lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk sowie Schutzhandschuhe zu tragen.“
Glyphosat bald ganz verboten
Die Verwendung von Glyphosat in Wasserschutzgebieten ist seit diesem Jahr verboten, und auf den übrigen Flächen wird die Verwendung in den nächsten Jahren auch verboten werden! Dennoch dürfen derzeit noch verschiedene Glyphosatprodukte zur Kulturvorbereitung auf §-17-PflSchG-Flächen wie Sportplätzen angewendet werden. Hier sind zukünftig die Hinweise der Pflanzenschutzdienste und -ämter zu beachten. Herbizide zur Streuanwendung finden in letzter Zeit mehr Verwendung – punktuell wie auch flächig angewendet. Bei letzterer Anwendung kommen Streugeräte zum Einsatz. Diese sind dem „Spritzen-TÜV“ vorzuführen. Der Anwendungserfolg dieser Produkte ist höher, wenn die Pflanzen etwas Zeit fürs Wachstum hatten, die Mittel auf taunassen Rasen gestreut werden und somit an den feuchten Blättern der Unkräuter haften bleiben. Umso wichtiger hierbei ist auch, dass der Wirkstoff ausreichend Zeit zur Aufnahme in die Pflanze hat.
Entwicklungen bei Fungiziden
Bei Fungiziden ist mehr Bewegung im Portfolio. Insgesamt listet der DGV aktuell sieben einsetzbare PSM auf. Zu den älteren Produkten zählen:
- Heritage mit dem Monowirkstoff Azoxystrobin. Es trägt ein hohes Resistenzrisiko, ist aber für die Bekämpfung zahlreicher Pilzkrankheiten zugelassen.
- das reine Oomyceten-Mittel Previcur Energy gegen die Pythiumerkrankung und
- Signum gegen die beiden wichtigsten Krankheiten der Rasengräser hierzulande: Schneeschimmel und Dollarfleck.
Die Zulassungen aller drei laufen während des Jahres 2022 aus, aber bei allen ist mit einer befristeten Verlängerung zu rechnen. Zwei neuere, „klassische“ Fungizide:
- Extersis Stressgard mit der gleichen Wirkstoffgruppenkombination wie Signum und denselben zur Bekämpfung zugelassenen Pilzkrankheiten. Das Produkt hat eine vorläufige Zulassung, die Mitte 2022 ausläuft, aber sicher befristet verlängert wird.
- Das in seiner Bedeutung für das Resistenzmanagement sicher höher einzustufende Mittel ist Medaillon TL. Hier kommt mit Fludioxonil eine ganz neue Wirkstoffgruppe (FRAC 12) ins Spiel. FRAC bedeutet Fungicide Resistance Action Committee. Dieses Gremium aus Unternehmen befasst sich mit Maßnahmen gegen Fungizidresistenzen. Zudem ist Medaillon nicht nur zur Bekämpfung von Schneeschimmel, sondern auch von der im Winterhalbjahr zu einem zunehmenden Problem werdenden Rotspitzigkeit sowie von Anthracnose zugelassen.
"Biologische Kontaktfungizide"
Seit kurzem gibt es zwei weitere zugelassene Produkte, die auf Rasenflächen, die § 17 PflSchG unterliegen, verwendet werden dürfen. Zuerst kam Kumar auf die Liste und schließlich im vergangenen Jahr Romeo. Beides sind zugelassene Pflanzenschutzmittel, bei der Zulassung wurde nicht einmal über den Weg „geringes Risiko“ gegangen. Der DGV hat für sie die Gruppe „Biologische Kontaktfungizide“ geschaffen.
- Kumar, zugelassen bis August 2022, enthält als Wirkstoff Kaliumhydrogencarbonat, also Backpulver. Es hat im Rasen die Zulassung zur Bekämpfung von Echtem Mehltau und die §-17-Genehmigung ausschließlich für die Verwendung auf Golfrasen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) listet 40 weitere Anwendungen im Gemüse-, Obst- und Weinbau auf. In Anbauregionen war das Mittel daher bekannt und fand rasch ebenfalls Verwendung auf Golfanlagen.
Die Wirkung von Backpulver auf der Blatt oberfläche ist nachvollziehbar. Die Oberfläche wird abgetrocknet. Vorhandenem oder wachsendem Pilzmycel wird das Wasser entzogen und die junge Pilzhype stirbt ab, bevor sie das Grasblatt penetrieren kann. Damit handelt es sich um ein reines Kontaktmittel – mit allen Vor- und Nachteilen dieser Mittelgruppe. Dennoch fällt der Wirkstoff aus der Reihe, denn es gibt beispielsweise keinen FRAC-Code dafür. Daher wird das Mittel meist problemlos für Wasserschutzgebiete genehmigt und vom DGV als „biologisches Fungizid“ eingestuft. Sechs Anwendungen pro Jahr sind der Abwaschung und damit kurzen Wirkdauer von Kontaktmitteln geschuldet. Mit einer Verlängerung der Zulassung ist zu rechnen.
- Romeo unterscheidet sich noch mehr von den „üblichen“ Fungiziden. Es wirkt auf der Basis des Wirkstoffs Cerevisane. Dabei handelt es sich nicht um eine Chemikalie, sondern um die Zellwände abgetöteter Zellen von Bäckerhefe. Ich tue mich schwer, diesen Wirkstoff unter die Kontaktmittel einzugruppieren, denn die breite fungizide Wirkung soll nach Herstellerangaben durch eine „induzierte Resistenz“ erzeugt werden. Zugelassen ist Romeo immerhin zur Bekämpfung von Schneeschimmel, Typhula-Fäule, Rhizoctonia, Dollarfleck, Anthracnose und Blattfleckenerregern – ein wahrlich breites Wirkungsspektrum.
Liest man sich beim Hersteller und in anderen Quellen zur Art der Wirkung etwas ein, stößt man auf interessante Fakten. Die Wirkung scheint etwas mit dem Abtöten der Hefezellen zu tun zu haben. Dabei werden Stoffe von den Pilzzellen gebildet, die eine Wirkung auf die Zellen der Gräser haben, die ihnen dabei helfen, „körpereigene Abwehrstoffe“ zu bilden. Wichtig ist die häufige, bis zu 25-malige Anwendung, die unbedingt vorbeugend erfolgen muss. Gerne darf die Ausbringung – die Kombination würde die konventionellen Fungizide besonders wirkungsvoll machen – mit der Ausbringung von anderen Produkten (Pflanzenschutz- und Düngemitteln) verbunden werden.
Noch wenige gesicherte Erkenntnisse
Das Mittel ist noch neu und es liegen daher bisher nur wenige abgesicherte Ergebnisse vor. Bei einer Landwirtschaftskammer, die das Produkt in diesem Jahr auf Golfrasenflächen getestet hat, bekam ich zur Antwort, im Sommer sei keine Wirkung durch die Behandlung mit Romeo feststellbar gewesen. Vielleicht war das Mittel aber auch nicht oft genug oder ausschließlich solo verwendet worden. Auch von Seiten diverser Praktiker waren keine Lobeshymnen zu vernehmen. Allerdings scheuten sich die meisten konsequent, die hohe Zahl der geforderten Anwendungen umzusetzen.
Auch Cerevisane hat keine FRAC-Einstufung bekommen. Als rein organischer Stoff sollte auch für diesen Wirkstoff die Verwendung in Wasserschutzgebieten kein Problem sein. Bei den Zulassungen sticht Romeo mit seiner Zulassung bis April 2031 heraus. Kein anderes PSM, das auf Golf- und Sportanlagen verwendet werden darf, hat derzeit eine derart lange Zulassung des BVL erhalten.
Auf §-17-Flächen dürfen alle sieben Produkte auf Golfrasenflächen eingesetzt werden. Kumar und Previcur Energy sind darauf beschränkt, die anderen fünf Fungizide dürfen auch auf Sportrasenflächen verwendet werden.
Weiterführende Informationen
Tabellen zu zugelassenen Herbiziden und Fungiziden finden Sie hier.
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