
Konnektivität bringt Durchblick
Die Betreiber von Maschinen und Fahrzeugen kennen schon lange die Möglichkeiten, über Telematik die gesamte Firmenflotte vom Bürocomputer aus zu überblicken. Das bringt Transparenz in den Fuhrpark, erhöht die Auslastung, erleichtert die Wartungsplanung und hilft bei der Dokumentation. Auch auf Golfplätzen können per Telematik die Mähmaschinen und Fahrzeuge besser koordiniert werden.
von Joachim Zeitner erschienen am 04.12.2024Es kann tatsächlich ganz einfach gehen, Grünpflegemaschinen zu vernetzen und das Mähen einer Golfanlage auf ein neues Niveau zu bringen. Einen smarten Einstieg in Telematik für die Golfplatzpflege hatte beispielsweise Roger Glaser, Head Greenkeeper im Golfpark Kurpfalz im rheinland-pfälzischen Limburgerhof. Die Gemeinde liegt zehn Autominuten vom Chemiestandort Ludwigshafen entfernt, und hier inmitten der Metropolregion Rhein-Neckar bietet die von Roger Glaser betreute Anlage auf 120 ha Gesamtfläche ein 5 ha großes Golfodrom, eine öffentliche 9-Loch-Anlage und einen 18-Loch-Meisterschaftsplatz. „Wir verwenden auf unserem Gelände nahezu ausschließlich Maschinen und Fahrzeuge von John Deere“, sagt er, „und im Jahr 2023 kamen wir mit dem Hersteller überein, sein Telematiksystem JDLink bei uns zu installieren und gemeinsam Erfahrungen aus dem Betrieb zu sammeln.“

Eine Voraussetzung für Telematik ist auf dem Golfplatz genauso wie in der Land- und Bauwirtschaft oder auch in der Grünflächenpflege dieselbe, nämlich Konnektivität zwischen Maschine und Cloud. Dafür sorgen GSM-Modems, mit denen jede einzelne Maschine ausgerüstet ist. Über die Modems erfolgt der Austausch von Maschinendaten zwischen vernetzten Maschinen und der Management-Plattform am Bürorechner.
Beim Hersteller John Deere heißt JDLink die Telematik-Lösung, die webbasierte Management-Plattform heißt Operation Center. Mit den notwendigen Modems sind sämtliche Golfplatzpflege-Maschinen von John Deere serienmäßig ausgerüstet, auch die im Golfpark Kurpfalz. Und die Verwendung des Operation Center ermöglicht der Hersteller lizenzfrei und kostenlos: eine wahrhaft günstige Vorgabe für den Greenkeeper und seine Mannschaft aus acht Vollzeitkräften und einer Handvoll Aushilfskräften.
Präzision auf ganzer Fläche
Roger Glaser, gelernter Landwirt und staatlich geprüfter Headgreenkeeper Fachagrarwirt Golfplatzpflege (sozusagen mit Meisterprüfung), geht bei den einzelnen Punkten ins Detail: „Durch die ständige Maschinenortung erkenne ich an einer elektronischen Kartendarstellung am PC-Bildschirm genau, wo welche Maschinen sind, welche Flächen schon bearbeitet wurden und welche noch zu bearbeiten sind. Die planmäßige Maschinenwartung bedeutet, dass ich fällige Wartungszeitpunkte frühzeitig angezeigt bekomme, in den Arbeitsablauf eintakten kann und zeitgleich erkenne, welche Teile ich bestellen muss. Ich kann mich auch besser mit dem Werkstattleiter abstimmen, weil er denselben Einblick in die Management-Plattform hat, wir über dieselben Datenblätter, Bedienungsanleitungen und Ersatzteillisten verfügen. Mit genauer Nutzungserfassung meine ich, dass wir sehen, ob die Maschinen richtig und produktiv verwendet werden oder ob vielleicht auffällige Stillstandzeiten entstehen. Mit allen diesen Daten bekomme ich eine neue Übersicht und kann die Bearbeitung der einzelnen Grünflächen und der Gesamtheit unseres Golfparks besser koordinieren.“
John Deere ist nicht der einzige Hersteller, der eine Telematik-Lösung für seine Maschinen und Geräte zur Sport- und Golfplatzpflege anbietet. Auch Toro bietet als Ergänzung zu seinem umfassenden Grünpflege- und Beregnungsprogramm unter dem Namen MyTurf Pro eine Systematik, mit der Kunden alle ihre Maschinen und Fahrzeuge verfolgen und verwalten können, und dies unabhängig vom jeweiligen Hersteller. Maschinen- und Beregnungsdaten werden in Echtzeit erfasst und am Monitor des Bürorechners oder mobilen Endgeräten dargestellt. Neben der Überwachung des Fuhrparks vereinfacht MyTurf Pro auch die Wartungs- und Kundendienstplanung, die Bestellung von Ersatzteilen sowie die Verwaltung von Personalkosten und anderen betriebsrelevanten Größen.


In Zukunft ferngelenkt
Beim Hersteller John Deere indessen geht die Vernetzung von Maschinen noch einen Schritt weiter. Schon seit vielen Jahren versetzt der große Technologieführer in der Landtechnik (genauso wie einige Marktbegleiter) seine Agrarkunden in die Lage, ihre Traktoren und Erntemaschinen satellitengesteuert und zentimetergenau über die Nutzflächen zu führen. Precision Farming – so lautet das Schlagwort, mit dem Techniken wie die Spurführung beim Aussäen, bei Dünge- oder Erntefahrten zusammengefasst werden. Das erleichtert Traktorfahrern die Arbeit und hilft mit, doppelte Überfahrten zu vermeiden.
Konnektivität ist auch hierfür die Voraussetzung, und sie kann auch der Startpunkt für „Precision Turf Technologies“ sein. Genauso hilfreich ist nämlich eine solche Systematik auf dem Golfplatz, und tatsächlich können Maschinen von John Deere per Spurführung über den Platz dirigiert werden. So werden beim Mähen schnurgerade und gleich breite Bahnen gefahren, Sprühfahrzeuge verteilen Dünger oder Chemikalien flächengenau ohne Lücken oder Überlappungen. Das spart Arbeitszeit, Kraftstoff- und Betriebskosten. Auch in Sportarenen sind solche Szenarien nicht nur denkbar, sondern schon gelebte Praxis. Kaum überraschend: Wozu die vergleichsweise simplen Mähroboter mit Satellitentechnik in der Lage sind, das sollten komplexe Mähmaschinen und Sprühfahrzeuge auch schaffen.

Im Golfpark Kurpfalz bleibt man unterdessen zunächst bei den einfacheren Möglichkeiten, die JDLink und Operations Center von John Deere bieten. Greenkeeper Roger Glaser ist froh darüber, dass seine Außendienstler die Systematik akzeptiert haben. „Es geht nicht um Überwachung, das haben wir den Mitarbeitern gleich gesagt“, erklärt er, „sondern dass wir uns und unsere Arbeitsabläufe verbessern wollen. Jeder von ihnen kann jederzeit am Bildschirm die von ihm und seinen Kollegen geleistete Arbeit einsehen, und mit dieser Transparenz können sie umgehen.“
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